›Poesie‹, ›Google Translator‹, ›Fadenspiel(e)‹– Begriffe, welche die meisten kennen. Zu Poesie hat man nicht selten ein ambivalentes Verhältnis – hat man doch in der Schule nach dieser einen richtigen Interpretation des Gedichtes, oft vergeblich, gesucht.
Onkel Google wollte zwar helfen, aber nicht immer lieferte er das, was erwartet wurde. Vor allem im Sprachunterricht war er nicht besonders zuverlässig. Im Unterschied zur Poesie begleitet er uns aber (fast) jeden Tag. Fadenspiele kennt man – eine engere Beziehung zu ihnen ist jedoch nur bei wenigen vorhanden. Was verbindet aber ›Poesie‹, ›Google Translator‹ und ›Fadenspiel(e)‹? Eine auf den ersten Blick zwar absurd klingende Frage, die aber aus einem triftigen Grund gestellt wurde. Auf der Suche nach deren Antwort pendelt man zwischen Österreich und Schweden – ganz im Sinne der »Internationalen Literaturdialoge«.
Maria Seisenbacher, Cecilia Hansson und Daniel Gustafsson verfassen Gedichte. Mit diesen haben sie sich bei den »Internationalen Literaturdialogen« erfolgreich beworben. Ein genauer Blick in die lyrisch behandelten Themen grenzt das Projekt ein – die von den Menschen zerstörte Welt steht im Vordergrund. Während die projektinterne Kommunikation auf Deutsch oder Englisch läuft, entsteht der dichterische Dialog auf Deutsch (Maria Seisenbacher) und auf Schwedisch (Cecilia Hansson und Daniel Gustafsson) – wie bei ›Fadenspielen‹, die von Donna Haraway ins Gespräch gebracht wurden.
Damit die Idee der ›Fadenspiele‹ auf literarische Weise realisiert werden kann, entwickelten Maria Seisenbacher, Cecilia Hansson und Daniel Gustafsson ein Modell der dichterischen Kommunikation, in dem auf den Wert der literarischen Übersetzungen aufmerksam gemacht wird. Die geschriebenen Gedichte werden nämlich vom Google Translator jeweils ins Deutsche oder Schwedische übersetzt, was dazu führt, dass die ursprünglichen Formen und Botschaften verloren gehen. Auch wenn man kein Schwedisch versteht, sieht man, dass die deutschen Übersetzungen keine schönen sind:
Auf die fehlerhaften Übersetzungen wird mit einem weiteren Gedicht geantwortet. Es gehe darum – so Maria Seisenbacher, dass aus diesen schadhaften Übersetzungen lesbare Texte entstehen. Eine Inspiration dafür liefert – wie bereits angedeutet – Donna Haraway. Bei ihr heißt es, dass in der Welt, die von Menschen Schritt für Schritt zerstört werde, weiterhin Menschen leben. Es sei dann zwar keine schöne Welt, aber trotzdem eine, die lebbar bleiben müsse. Man könne sie nicht gegen eine bessere tauschen. Eben deshalb arbeiten Maria Seisenbacher, Cecilia Hansson und Daniel Gustafsson mit den fehlerhaften maschinellen Übersetzungen. Das Ziel ist es, den Leser*innen zu zeigen, wie wichtig professionelle Übersetzungen sind. Gleichzeitig wolle man betonen, dass es zu Poesie mehrere Zugänge gebe. Gedichte müsse man nicht verstehen, man müsse sie fühlen – so Maria Seisenbacher. Daraus entsteht ein endloses Fadenspiel in Form von Wörtern und ihren Lücken.
Fragt man Maria Seisenbacher nach weiteren Zielen des Projektes, so betont sie, dass die Zusammenarbeit mit beiden Projektpartner*innen für sie das Wichtigste sei. Als Autorin sitze man oft alleine und schreibe an eigenen Texten, ohne sich mit anderen austauschen zu können. Die im Rahmen der »Internationalen Literaturdialoge« geführte Kooperation biete die Möglichkeit, zusammen zu dritt an einer Gedichtsammlung zu arbeiten. So gesehen entstehe eine Art von Gespräch, für welches es im Alltag keinen Platz gebe.
Wichtig sei es zudem, Cecilia Hansson und Daniel Gustafsson nach Österreich zu ›holen‹ und ihre Arbeit bei hiesigen Leser*innen bekannter zu machen.
Den aktuellen Entwicklungen im Projekt kann man auf Instagram @string__figures folgen. Jedes Gedicht und seine Übersetzung werden jeweils mit einem Foto aus dem Alltag, der auf den Text oder auf den Inhalt des Projekts anspielt, versehen. Die Kürze der Gedichte macht die Vorstellung des Projekts im virtuellen Raum möglich.